Ein Fallbeispiel aus Spanien von Sham (Risikomanagement und Heilwesenhaftpflichtversicherer)
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) benennt neben der Stärkung der föderalen Verantwortung und einer sektorübergreifenden Ausrichtung der Versorgungsplanung auch die Förderung und den Ausbau regionaler Versorgungsnetzwerke als Eckpunkte für die Modernisierung unserer medizinischen Versorgung.[1] Diese regionalen Versorgungszentren sind bei vielen unserer europäischen Nachbarn schon länger als Bestandteil der medizinischen Versorgung etabliert. Ihnen kommt eine wesentlich größere Bedeutung zu als das in Deutschland bislang der Fall ist. Sham (Gruppe Relyens) als europäischer Krankenhaushaftpflichtversicherer und Risikospezialist kennt die Märkte, in denen er tätig ist, genau und stellt diese Strukturen am Beispiel Spaniens vor.
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Lohmannmedia.tvDas Gesundheitssystem in Spanien
Die Struktur des spanischen Gesundheitssystems basiert auf der Verfassung von 1978. Im Jahr 1986 startete die Transformation des sozialen Sicherungssystems in ein dezentrales, nationales Gesundheitssystem: Die Gesundheitsversorgung wird seitdem von den 17 autonomen Regionen bereitgestellt. Das bedeutet 17 Gesundheitsverwaltungen mit eigenen Gesundheitsdiensten und
-zentren. Dieses nationale Versorgungssystem aller spanischen Staatsbürger funktioniert dank staatlich angestelltem medizinischen Fachpersonal und ist steuerfinanziert.
Versorgungszentren der Regionen
Die medizinische Grundversorgung in Spanien wird anhand der spezifischen, regionalen Versorgungsbedarfe sichergestellt. Staatlich angestellte Allgemeinmediziner leisten – ähnlich wie Hausärzte in Deutschland – die Primärversorgung und ggf. die Überweisung von Patienten an einen spezialisierten Kollegen. Jeder dieser Mediziner betreut eine festgesetzte Anzahl von Patienten und unterliegt hierbei genau definierten Qualitätszielen, die einen variablen Anteil ihres Honorars ausmachen. In den regionalen Zentren findet sich ein bewusst intersektorales Gesundheitsangebot: Die gesamte ambulante und stationäre versorgungskette ist durch Krankenhäuser, Fachärzte, Zahnärzte, Apotheker sowie Reha- und Pflegedienste und -einrichtungen abgedeckt. Die Region Katalonien mit ihren 7,5 Millionen Einwohnern unterhält beispielsweise 386 solcher Zentren, die Region Madrid (6,7 Mio. Einwohner) betreibt 272.
Vorteilsfaktor: Patientensicherheit
Die Vorteile einer solchen Versorgungsstruktur liegen auf der Hand: Räumliche Nähe und die enge Vernetzung der Bereiche unter einem organisatorischen Dach erleichtern die Zusammenarbeit. Somit werden möglichst schlanke medizinische Versorgungspfade eingehalten, einhergehend mit einer Verringerung in der Variabilität der Outcomes. Patientensicherheitsinitiativen und ein detailliertes Risikomanagement der Einrichtungen sind fester Bestandteil dieser Gesundheitskultur.
Gelebte Digitalisierung
Die regionalen Gesundheitszentren setzen effektive Informationssysteme ein: Ihre IT-Infrastrukturen unterstützen eine hochgradige Vernetzung basierend auf einheitlichen, zumindest kompatiblen KIS. Arzttermine können online vereinbart werden, e-Rezepte sind längst Realität und werden automatisch auf die Gesundheitskarte des Patienten geladen. Die elektronische Patientenakte (ePA) übermittelt den nationalen Gesundheitsregistern Patienteninformationen, die beispielsweise die nationale Koordination der Versorgung von chronischen Krankheiten ermöglicht.
Ein Blick in die Zukunft
Die spanischen Strukturen lassen sich natürlich nur bedingt auf den deutschen Markt übertragen, Deutschland steht noch am Anfang der politischen Diskussion über regionale Versorgungsstrukturen. Höchstwahrscheinlich wird der Weg aber schon in naher Zukunft in Richtung der von Krankenhäusern geprägten regionalen Versorgungszentren führen. Diese Struktur ist in der Lage, eine flächendeckende, effiziente und von Trägervielfalt geprägte, wettbewerbsfördernde, intersektorale Gesundheitsversorgung sicher zu stellen. Schauen wir gemeinsam gespannt darauf, was wir von unseren europäischen Nachbarn lernen können…
[1] Positionen der Deutschen Krankenhausgesellschaft für die 20. Legislaturperiode des Deutschen Bundestags, 2021
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