Die Serie “Thesen zum Handlungsbedarf in der Gesundheitspolitik” im LOHMANNblog greift bis zur Bundestagswahl 2021 relevante Themen auf. Unsere 5. Folge: Mit Value Based Medicine zu einer besseren Versorgungsqualität. Manuel Mandler, CEO & Founder von alley

- Datenbasierte, qualitätsorientierte medizinische Versorgung stärken. Trotz einer leitlinienbasierten Therapie sind Behandlungsergebnisse weniger vorhersehbar, als anzunehmen wäre. Die Ursachen hierfür sind vielfältig. Häufig werden die individuelle Situation und Bedürfnisse, wie zum Beispiel die Lebensumstände, Nebenerkrankungen oder die persönliche Erwartungshaltung an eine Behandlung, wenig berücksichtigt. Das Konzept von Value Based Medicine setzt auf eine ganzheitliche Betrachtung der Patient:innen, die über rein diagnose-, volumen- und behandlungsprozessorientierte Aspekte hinausgeht. Die dazu erhobenen Daten geben Leistungserbringern wie Ärzt:innen oder Kliniken eine bessere Behandlungsgrundlage, um die medizinische Versorgung zu individualisieren und gleichzeitig besser zu organisieren. Sie liefern zudem valide Metadaten zur Qualitätsbewertung der erbrachten Leistungen. Für eine qualitativ hochwertige, datenbasierte Versorgung ist die Speicherung strukturierter und aufeinander abgestimmter Daten einer Behandlungsreise ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Langfristig betrachtet führt eine datenbasierte Versorgung nach Value Based Medicine-Standards zu mehr Zeit- und Kosteneffizienz, Transparenz und Qualität im Gesundheitswesen.
- Subjektive Patientenperspektive in der Bewertung medizinischer Ergebnisqualität stärken. Die Behandlungsqualität wird gegenwärtig vorrangig aus einer medizinischen Perspektive und auf Basis von Leistungserbringern erhobenen Daten bewertet. Die Patientensicht auf Erfolg und Nutzen spielt nur eine untergeordnete Rolle. Die subjektive Patientenperspektive ist zugunsten einer optimierten Gesundheitsversorgung aber entscheidend, damit alle für eine optimale Gesundheitsversorgung relevanten Informationen einbezogen werden. Innovative Technologien und smarte Datenerfassung auf Basis von Value Based Medicine-Standards bieten jetzt die Möglichkeit, den Behandlungsweg von Patient:innen möglichst lückenlos zu erfassen und einzelne Expertise-Silos zu überbrücken. Subjektive Einschätzungen der Patient:innen zum Beispiel zur körperlichen Funktionsfähigkeit und Schmerzwahrnehmung, aber auch zur empfundenen Lebensqualität, Erwartungshaltung oder Ängste können zurückfließen und so eine ganzheitliche Gesundheitsversorgung stärken.
- Digitale Gesundheitskompetenz zugunsten einer optimierten Versorgung stärken. Heutzutage sind Informationen omnipräsent. Grundsätzlich ist das gut, aber es kommt auf die Qualität der Informationen und die Fähigkeit an, diese auf die eigene, individuelle Situation anzuwenden. Dabei können digitale Medizinprodukte helfen: Sie können medizinisch geprüftes Wissen individualisiert vermitteln und sorgen dafür, dass Patienten ihren Wunsch nach mehr Mitbestimmung bei der Wahl und Bewertung medizinischer Leistungen auf einer soliden Basis realisieren. Gelingt es, gleichzeitig auch die Ärzt:innen zu unterstützen, indem die vom Patienten bereitgestellten Informationen gebündelt und mit den Ärzt:innen geteilt werden, steigen Effizienz und Qualität in der Therapieplanung. Chancen digitaler Innovationen nutzen zu können, erfordert neue Fähigkeiten bei allen Beteiligten. Hier sind auch Gesellschaft und Politik gefragt, digitale Kompetenz zu fördern.
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