Innovationsplattform
Die LOHMANN konzept-Innovationsplattform bietet Kooperationspartnern die Möglichkeit, eigene Programme und Projekte zur Modernisierung des Gesundheitssystems in Folge der Corona-Krise zu präsentieren.
Lehren aus der Corona-Krise
„Nicht zurück zur alten Normalität, sondern nach vorne zur künftigen Modernität.“
Die Corona-Krise hat gezeigt, dass Deutschland im internationalen Vergleich über ein starkes, handlungsfähiges und belastbares Gesundheitssystem verfügt. Gleichwohl sind auch Schwächen und Verbesserungsbedarfe deutlich geworden. Deshalb gilt es, die richtigen Lehren zu ziehen und nicht in alte Mechanismen zu verfallen. Jetzt ist der geeignete Moment, eine moderne, insbesondere digitale Struktur zu schaffen. So ist der Digitalisierung in der Gesundheitswirtschaft viel zu lange mit großer Skepsis begegnet worden. Mitten in der Krise sind viele Kritiker der Nutzung digitaler Lösungen aus der Not heraus eingeschwenkt und haben plötzlich wie selbstverständlich Telemedizin, Videokonsultationen, digitale Plattformen und vieles andere mehr selber eingesetzt und auch schätzen gelernt. Aktuell geht es darum, diesen Stimmungswandel zur Basis deutlicher Digitalisierungsfortschritte zu machen. Die Pflege und andere medizinische Berufe wurden im Zuge der Corona-Krise als systemrelevant identifiziert. Jetzt sind bei der nachhaltigen Aufwertung der Pflegeberufe nicht ausschließlich rein ökonomische Fakten ausschlaggebend. Vielmehr muss der Beruf langfristig mehr Sozialprestige vermitteln. Deshalb steht eine grundlegende Neubestimmung der immateriellen Aspekte an. Aber auch im ärztlichen und sonstigen therapeutischen Bereich sind Veränderungen der Rahmenbedingungen zur Steigerung der Attraktivität erforderlich, um dauerhaft Menschen anzuziehen und zu binden.
Schon während der Corona-Krise ist die Diskussion um die Finanzierung des Gesundheitssystems, von dem einen oder anderen Protagonisten genutzt worden, um das ungeliebte DRG-System in den Krankenhäusern los zu werden und dauerhaft zur längst überwunden geglaubten Selbstkostendeckung zurückzukehren. Eine Reform des Vergütungssystems ist zwar überfällig, aber die Wiedereinführung des Selbstkostendeckungssystems keine Lösung. So steckt dieses System voller Fehlanreize, weil es institutionsorientiert und in keiner Weise an den Patienteninteressen ausgerichtet ist. Jetzt müssen die künftigen Finanzierungsgrundsätze von einem starken Patientenbezug geprägt sein. Dazu muss das Patientenwohl zu einem weiteren entscheidenden Maßstab der Klassifizierung werden, indem die Evidenz der Medizin genauso berücksichtigt wird, wie Patient Reported Outcomes. Zudem müssen in diesem Sinne die Entgeltsysteme des ambulanten und stationären Sektors harmonisiert werden. Deshalb müssen aus DRGs künftig PRGs, Patient Related Groups, werden.
Die Corona-Krise hat erschreckend deutlich werden lassen, dass die Risikobewertung lange Zeit auf einer viel zu schmalen Expertenbasis und vor allem einer völlig unzureichenden Datenlage erfolgen musste. In der Folge wurden zudem die ökonomischen, sozialen und psychischen Folgen der getroffenen Maßnahmen nicht ausreichend einbezogen. In Zukunft ist eine umfänglich interdisziplinäre Vorgehensweise unabdingbar. Zudem müssen die Datenerhebung und –übermittlung deutlich verbessert werden. Das oberste Ziel der jetzt dringend erforderlichen Modernisierung des Gesundheitssystems muss eine klare Ausrichtung auf die Interessen der einzelnen Patienten und der Gesellschaft insgesamt sein.
Siehe auch das Interview der Professoren Heinz Lohmann, Gesundheitsunternehmer und Ehrenvorsitzender der INITIATIVE GESUNDHEITSWIRTSCHAFT, und Volker Nürnberg, BWL-Professor und Partner der Prüf- und Beratungsgesellschaft BDO, mit dem Chefredakteur von Klinik Markt inside Sven C. Preusker.