Welche Rolle spielen Daten in der individuellen medizinischen Versorgung? Welches Potenzial wird durch datenbasierte digitale Medizinprodukte für Patient:innen und Ärzt:innen entfacht? Manuel Mandler, CEO und Founder von alley, formuliert 3 Thesen für eine gestärkte, digitale gestützte Gesundheitsversorgung.

Patient Empowerment – Der Patient als Co-Therapeut 

Manuel Mandler, Founder und Chief Excecutive Officer (CEO) von alley

Das Prinzip der Patient:innen als Co-Therapeuten geht aus dem Shared Decision Making hervor. Dabei entscheiden Leistungserbringer und Patient:in auf gleichberechtigter Ebene über die Versorgung. Dies steigert die Adhärenz und Zufriedenheit mit der ausgewählten Behandlung und kann das Behandlungsergebnis verbessern. Dies gelingt nur, wenn die Patient:innen eine ausreichende Gesundheitskompetenz aufweisen. Die meisten Patient:innen informieren sich im Internet über Gesundheitsthemen. Sie stehen dabei vor der Herausforderung aus der schier endlosen Masse an Informationen die relevanten und richtigen Informationen zu finden, zu verstehen und anzuwenden. Abhilfe können digitale Medizinprodukte schaffen. Sie bieten evidenzbasiertes medizinisches Wissen, angepasst an die Bedürfnisse der Patient:innen und können die Gesundheitskompetenz steigern.  

Daten – das Tor zu einer individuelleren Versorgung 

Daten spielen eine große Rolle bei einer individuellen Gesundheitsversorgung. Sie können helfen den Gesundheitszustand von Patient:innen zu erfassen und die Fortschritte entlang des Behandlungspfades zu monitoren. Dabei ist es wichtig die Patient:innen ganzheitlich zu betrachten. Neben krankheitsspezifischen Faktoren müssen auch die sogenannten Sozialen Determinanten der Gesundheit, also psycho-soziale Faktoren bei der individuellen Therapieauswahl berücksichtigt werden. Für diese Zwecke können medizinisch validierte Fragebögen wie der LOTR (Revised Life Orientation Test), DASS (Depression Anxiety and Stress Scales), der SF-36 (Short Form-36) und weitere eingesetzt werden. Solche Fragebögen zur Erhebung psychischer Belastungen, der Lebensqualität aber auch Erwartungshaltungen aus Sicht der Patient:innen gehören zu den PROMs (Patient Reportet Outcome Measures) bzw. bilden Ergänzungen zu diesen. Der Einsatz und die Interpretation der PROMs und ergänzenden Sozialen Einflussfaktoren der Gesundheit ist im klinischen Alltag, mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen, sehr herausfordernd. Datenanalytische Verfahren wie sie in digitalen Medizinprodukten verwendet werden, erleichtern die Auswertung und Anwendung der erhobenen Daten und unterstützen die Therapieplanung entlang des Behandlungspfades. 

Ärzte als Treiber und Profiteure digitaler Gesundheitslösungen 

Digitale Innovationen sorgen anfangs oft für Skepsis. So auch wenn es um digitale Medizinprodukte geht. Sie haben jedoch das Potenzial Lücken im Versorgungssystem zu schließen und Leistungserbringer zu unterstützen. So ist es Ärzt:innen möglich den Gesundheitszustand ihrer Patient:innen mittels zertifizierter Medizinprodukte auch außerhalb der Praxis zu erfassen und die Behandlung individuell und rechtzeitig anzupassen. Ärzt:innen können dadurch die Versorgung zwischen den Konsultationen besser steuern. Eine breite Akzeptanz für digitale Gesundheitslösungen ist nur mit der Unterstützung der Leistungserbringer möglich. Aus diesem Grund arbeiten viele Dienstleister für digitale Medizinprodukte gemeinsam mit Ärzt:innen und Therapeut:innen aus Forschung und Praxis an zukunftsorientierten innovativen Lösungen.