„Wenn Menschen zusammenwirken, sind die Ergebnisse besser, als wenn sie allein für sich arbeiten“, betont der Gesundheitsunternehmer Prof. Heinz Lohmann. Für Betriebe gelte diese Aussage in gleicher Weise. Bei den Gesundheitsangeboten sei das besonders wichtig, aber bisher wenig ausgeprägt. Da Patienten jetzt mehr Souveränität gewinnen, gebe es die Chance, den zukunftsträchtigen Schritt in Richtung Vernetzung zu gehen. Die Digitalisierung kann bei hilfreich sein.

Fast jeder kennt die Schwachstellen aus eigener Erfahrung: Der Facharzt weiß nicht, welche Untersuchungen der Hausarzt schon gemacht und welche Medikamente er verordnet hat. Patienten werden zu wenig in die eigene Behandlung einbezogen; gleichzeitig fehlt es an Engagement für die eigene Gesundheit. Ärzte und Therapeuten arbeiten unter hohem Zeitdruck und fühlen sich als Einzelkämpfer. Die Kosten laufen aus dem Ruder. „Hier setzen wir an und schaffen mehr Gesundheitsnutzen“, erklärt Dr. h.c. Helmut Hildebrandt, einer der Vorstände des Unternehmens für Management, Analytik und Forschung im Gesundheitswesen OptiMedis. Gemeinsam mit regionalen Gesundheitsakteuren baut das Team um Hildebrandt und seinen Vorstandskollegen Dr. Oliver Gröne über eine Integrierte Versorgung Strukturen auf, in denen Ärzte, Therapeuten, Krankenhäuser, Apotheken und viele Partner mehr in einem Verbund zusammenarbeiten und die bisherigen Grenzen überwinden. Die Therapie wird koordiniert und dank der elektronischen Vernetzung sind alle wichtigen Informationen im Blick. Dabei werden die Versicherten aktiv in ihre Behandlung einbezogen und motiviert, Krankheiten frühzeitig vorzubeugen und an Gesundheits- und Versorgungsprogrammen teilzunehmen.

Dr. h.c. Helmut Hildebrandt, Vorstand des Unternehmens für Management, Analytik und Forschung im Gesundheitswesen OptiMedis

Inzwischen befassen sich nicht nur Ärztenetze, sondern auch zunehmend Krankenhausverbünde mit Fragen der integrierten Versorgung. „Der Grund ist ganz klar“, weiß Gröne, der bei OptiMedis für die Bereiche Analytics, Research & Innovation verantwortlich ist. „Die Forschung legt nahe, dass die Verbesserungs- und Effizienzpotenziale zunehmend an den Sektorengrenzen liegen. Es wird schwerer, Qualität oder Effizienz im Krankenhaus zu verbessern; bei Berücksichtigung typischer Patientenpfade sind die Verbesserungspotenziale im gesamten Versorgungsprozess aber augenscheinlich“, erklärt er im Interview mit „Monitor Versorgungsforschung“ (Ausgabe 01/21). Es müsse nun grundlegende gesundheitspolitische Weichenstellungen geben, um die Umsetzung der integrierten Versorgung maßgeblich zu beschleunigen.

Die Schnittstellen von Forschung, Organisation und Versorgung beschreibt Gröne als besonders interessant. Umsetzungspotenziale seien hier sichtbarer und man könne zeitnah Verbesserungsprojekte initiieren und evaluieren. Ziel von OptiMedis sei es, auf der Basis regionaler Versorgungsdefizite evidenzbasierte Interventionen zu identifizieren, mit Hilfe der Methoden der Implementierungsforschung zu bewerten und dadurch die Umsetzung zu unterstützen, erklärt Gröne weiter. Daher ist OptiMedis an diversen nationalen und internationalen Forschungsprojekten beteiligt. Drei thematische Schwerpunkte stehen dabei im Fokus: Health Data Analytics, patientenzentrierte Versorgung und Implementierungsforschung zu digitalen Innovationen.

Dr. Oliver Gröne, Vorstand des Unternehmens für Management, Analytik und Forschung im Gesundheitswesen OptiMedis

Im Bereich Health Data Analytics entwirft OptiMedis z. B.  Prädiktionsmodelle sowie neue Ansätze zur Visualisierung von Performancedaten im Kontext von Audit und Feedback. „Zum Beispiel haben wir mit einem internationalen Panel ein automatisiertes Modell zum Ergebnisfeedback an Arztpraxen entwickelt“, erklärt Gröne weiter im Interview. Der Bereich patientenzentrierte Versorgung befasst sich u. a.  mit der Frage, wie Bedürfnisse, Erfahrungen und Behandlungsergebnisse aus Sicht der Patienten besser erfasst werden und darauf aufbauend die Versorgung verbessert werden kann. Im Rahmen des EU-Forschungsprojektes COMPAR-EU untersucht das Forschungsteam z. B. mit Hilfe von Netzwerk-Metaanalysen die Effektivität von Selbstmanagement-Interventionen bei ausgewählten chronischen Erkrankungen.

Und letztlich liegt der Schwerpunkt im Bereich digitaler Innovationen bei Ansätzen zur Bewertung des Nutzens digitaler Tools auf der Basis regionaler Versorgungsbedarfe und der Forschung zu menschlichen, organisatorischen und technologischen Unterstützungsfaktoren und/oder Hindernissen. Hier setzt OptiMedis gerade mit Partnern aus dem regionalen Versorgungsnetzwerk Gesunder Werra-Meißner-Kreis eine technologisch gestützte Patienten-Empowerment-Plattform um, in die Daten aller Versorger und Pflegenden integriert werden und untersucht die Faktoren, die auf die Umsetzung einwirken.

Der Austausch mit internationalen Forschern ist Gröne d besonders wichtig. Und es lässt sich auch daraus lernen – etwa, wenn es um die Frage geht, warum die meisten EU-Länder bereits seit vielen Jahren eine funktionierende elektronische Patientenakte haben und wie Versorgungsqualität gemessen wird ohne sich in Details zu verlieren. „Wenn wir dann im internationalen Kontext auf Quality- und Outcome-Frameworks stoßen, die nicht nur klinische, sondern Patient-Reported-Outcomes beinhalten, dann ist das für die Forschung ein Schritt mehr in die richtige Richtung“, sagt Gröne.

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