Der Krieg in der Ukraine ist allgegenwertig, macht betroffen und beschäftigt die Menschen nicht nur im privaten Umfeld, sondern genauso auch am Arbeitsplatz. Arbeitnehmer*innen sind erschöpft und fühlen sich bereits von anderen aktuellen Themen wie der Corona-Pandemie und der Klimakrise stark verunsichert. „80% unserer Beratungen beschäftigen sich zurzeit mit dem Krieg in der Ukraine. Führungskräfte sollten jetzt proaktiv mit der aktuellen Situation umgehen“, rät Reinhild Fürstenberg, Mental Health Expertin und Gründerin des Fürstenberg Instituts: „Teams wissen es zu schätzen, wenn spezielle Thematiken, die viele persönlich berühren, gezielt aufgegriffen werden.“ Wichtig sei es, mit Mitarbeitenden regelmäßig in den Austausch zu gehen und Themen wie den Krieg z. B. auf die Tagesordnung des Teammeetings zu setzen. Dabei könne man den Erfahrungsaustausch nutzen, um sich gegenseitig Tipps für den Umgang mit der Situation zu geben und Gedanken und Gefühle zu teilen – auch als Führungskraft. Das schweiße zusammen und finde nachhaltige Anerkennung. Außerdem habe man dadurch die Möglichkeit, dem Thema so einen konkreten, aber auch begrenzten Platz zu geben. Es sei zudem sinnvoll, während der Arbeit nicht konstant aufs Handy zu schauen, um die Nachrichtenlage zu verfolgen, und auch hierfür feste Zeiten einzuplanen.

„Sprechen Sie Mitarbeitende an, die sich ihren Kolleg*innen wegen ihrer Sorgen bezüglich des Krieges zu sehr aufdrängen“, empfiehlt Fürstenberg. „Verweisen Sie darauf, dass es wichtig ist, sich auch mit anderen Themen zu beschäftigen und dass es für den Austausch zum Ukraine-Krieg einen festen Platz im Teammeeting gibt. In manchen Teams gibt es auch Streitereien aufgrund von Meinungsverschiedenheiten bezüglich des Krieges. Sorgen Sie in diesem Fall für Konfliktklärung, damit die Kolleg*innen wieder gut ihrer Arbeit nachgehen können. Verschiedene Meinungen sollten dabei immer respektiert werden und nebeneinander bestehen bleiben dürfen, ohne dass man sich persönlich angreift oder abwertet.“ Mitarbeitenden, die durch anhaltende bzw. schlimmer werdende Ängste oder durch Konzentrations- oder Schafstörungen beeinträchtigt sind, könne man empfehlen, sich den Rat von Fachleuten einzuholen. Außerdem könne man gegebenenfalls mit Angeboten und Anlaufstellen über die Personalabteilung unterstützen.  

„Kommen Sie raus aus der Passivität und rein ins Handeln“, erklärt Fürstenberg weiter.  „Denken Sie gemeinsam im Team oder auch im Unternehmen immer mal wieder darüber nach, ob und wie Sie gezielt helfen können. Praktische Unterstützung für andere tut gut und wirkt gegen das Gefühl des Ausgeliefertseins. Fördern Sie Mitarbeitende, die sich aktiv einbringen und Betroffene unterstützen. Soziales Engagement hat eine starke und nachhaltige Wirkung und wirkt positiv auf die Bindung zum Unternehmen.“

Wichtig sei es auch, großzügig und flexibel zu sein, wenn man ukrainische oder russische Mitarbeitende habe, die sich jetzt verstärkt um ihre Familien und Freund*innen kümmern müssen. Das entlaste die Betroffenen und zeige Anteilnahme. Mitarbeitende schauen jetzt genau darauf, wie Führungskräfte reagieren und wie diese mit der Situation umgehen. „Seien Sie sich dieser Verantwortung bewusst“, rät Fürstenberg abschließend. „Behalten Sie gerade jetzt alle Ihre Mitarbeitenden gut im Blick – mentale Belastungen und Reaktionen auf schwierige Situationen können sehr unterschiedlich sein. Wenn sich Mitarbeitende auffällig verhalten, sprechen Sie diese an: Greifen Sie auch zum Hörer und rufen Sie die Kolleg*innen an, die sich gerade zurückziehen. Aufgrund von langen Kurzarbeitsphasen und Homeoffice ist es besonders wichtig, alle bestmöglich auf dem gemeinsamen Weg durch diese herausfordernden Zeiten mitzunehmen und die Arbeit sowie das Team zu nutzen, um sich gegenseitig zu stärken.

Reinhild Fürstenberg, Mitgründerin und Geschäftsführerin des Fürstenberg Instituts

Reinhild Fürstenberg ist Gesundheitswissenschaftlerin, systemische Beraterin und Familientherapeutin. Als Marktführer in Deutschland unterstützt ihr Institut seit 30 Jahren Unternehmen dabei, die Gesundheit und Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeitenden nachhaltig zu verbessern. Kernkompetenzen des Instituts, das bundesweit tätig ist, sind die Mitarbeiter- und Führungskräfteberatung, die Organisationsberatung sowie die Entwicklungs- und Qualifizierungsangebote der Fürstenberg Akademie im Bereich Mental & Corporate Health.  

www.fuerstenberg-institut.de

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