COVID-19-Management und Elektivbetrieb

Die Corona-Krise hält die Krankenhäuser in Atem. Mitte März appellierte die Politik, alle aus medizinischer Sicht nicht dringend notwendigen Operationen zu verschieben, um insbesondere auf den Intensivstationen genügend Betten für die Versorgung von COVID-19-Patienten vorhalten zu können. Mit dem Rückgang der Infektionsraten und den damit einhergehenden Lockerungen nehmen die Leistungserbringer nun auch die Aufnahme elektiver Eingriffe wieder in den Blick. Dennoch ist die Pandemie nicht gebannt. Solange kein Impfstoff zur Verfügung steht, müssen Krankenhäuser für weitere Infektionswellen gewappnet sein. Deshalb ist jetzt die richtige Zeit, um Digitalisierung und Vernetzung voranzutreiben.

Telemedizin und virtuelle Netzwerke stärken die regionale Zusammenarbeit

Die Krankenhäuser in Deutschland haben in kürzester Zeit Intensivbetten aufgebaut. Mit dem DIVI-Intensivregister ist es erstmals möglich, die Kapazitäten auf Intensivstationen bundesweit und tagesaktuell darzustellen. Darüber hinaus sind vielerorts regionale Strukturen geschaffen worden, mit denen Krankenhäuser ihre Kompetenzen im Kampf gegen COVID-19 bündeln. Viele Einrichtungen haben in der Corona-Krise einmal mehr die Notwendigkeit der digitalen Vernetzung erkannt. Besonders relevant sind dabei die standortübergreifende Zusammenarbeit und der Erfahrungsaustausch von Fachbereichen. Deshalb ist Philips mit zahlreichen Krankenhäusern im Gespräch, um entsprechende Funktionalitäten kurzfristig zu implementieren, zum Beispiel in der Intensivmedizin.

Durch Telemedizin-Konzepte kann eine bessere Steuerung von Intensivpatienten in der Region sichergestellt werden. Verlegungsfahrten lassen sich reduzieren und Patienten werden bei hoher Qualität wohnortnah versorgt. Im ersten Schritt reicht dafür eine Basisinstallation aus KIS- und Labordatenanbindung in Kombination mit unserer Teleintensivmedizin-Zentrale. Diese Grundausstattung erlaubt einen standortübergreifenden Datenaustausch, sodass die Ärzte die Therapie in einem virtuellen Netzwerk gemeinsam festlegen und verbessern können. Außerdem besteht die Möglichkeit, die Teleintensivmedizin mit einem Tele-Ultraschall-Konzept für COVID-19-Patienten zu kombinieren. So können Ultraschallexperten in der Telemedizin-Zentrale Intensivmediziner bei Ultraschalluntersuchung unterstützen.

Rückkehr in die neue Normalität

Peter Vullinghs, Market Leader Philips DACH

In den Krankenhäusern stehen Betten leer, während Patienten auf geplante Operationen warten. Deshalb treffen Krankenhäuser Vorbereitungen, um ihren Elektivbetrieb wieder hochzufahren, wenn sich das Infektionsgeschehen auf dem jetzigen Niveau stabilisiert. Gleichzeitig sollen sie in der Lage sein, je nach Pandemieverlauf, innerhalb von 72 Stunden zusätzliche Intensivkapazitäten zu organisieren. Die neue Normalität verlangt den Spagat zwischen COVID-19-Bereitschaft und optimaler Ausschöpfung der nach wie vor begrenzten elektiven OP-Kapazitäten.

In Bezug auf den Elektivbetrieb sehen wir bei unseren Kunden zwei wesentliche Herausforderungen. Zum einen lässt sich der Rückstau nicht so ohne Weiteres abbauen. Nach einer Schätzung der Rheinischen Fachhochschule Köln stehen in Deutschland 1,6 Millionen Patienten auf Wartelisten. Zum anderen haben viele Menschen weiterhin Sorge, ins Krankenhaus zu gehen. Deshalb braucht es Lösungen zur schnellen Steigerung der Patientenzahlen. Mindestens ebenso wichtig sind Konzepte zur Infektionsvermeidung und Hygienesicherung.

Effizienzsteigerung durch Technologie und Prozessoptimierung

Mit Aufnahme des Elektivbetriebs geht es darum, eine möglichst rasche und reibungslose Behandlung sicherzustellen. Die Kombination von technologischen Upgrades und Maßnahmen zur Prozessoptimierung steigert die Effizienz und verhindert potenzielle Engpässe. So kann beispielsweise die MR-Diagnostik leicht zum Bottleneck werden. Mit der Beschleunigungstechnologie Compressed SENSE lassen sich die Scanzeiten im MRT bei gleichbleibender Bildqualität um bis zu 50 Prozent reduzieren.

Um diesen Effekt optimal zu nutzen, müssen die Abläufe in der Radiologie allerdings entsprechend angepasst werden. Wir haben deshalb ein Lösungspaket geschnürt, das neben der Technologie die Unterstützung durch unsere Berater aus dem Bereich Healthcare Transformation Services vorsieht. Dieser Ansatz lässt sich auch auf die Angiographie übertragen, wo wir sehr gute Erfahrung mit dem Zusammenspiel von Prozessberatung und unserer Azurion-Plattform gemacht haben. In einer Studie am St. Antonius Hospital im niederländischen Nieuwegein konnte so ein Patient mehr pro Tag behandelt werden.

Elektive Eingriffe sind eine Frage des Vertrauens

Aus Angst vor einer COVID-19-Infektion scheuen viele Menschen trotz Beschwerden den Gang ins Krankenhaus. Es ist also wichtig, Vertrauen aufzubauen und ihre Bedürfnisse und Sorgen in den Mittelpunkt zu stellen. Hier bringen wir ganz bewusst unsere Expertise als Konsumentenmarke ein. Die Patienten müssen verstehen, dass ein Krankenhaus alles tut, um Ansteckungen zu vermeiden und die Hygiene sicherzustellen. Das muss ohnehin der Anspruch sein, kann aber mit technologischer Unterstützung optimiert und für die Patienten nachvollziehbar gemacht werden.

So lassen sich zum Beispiel durch die digitale Vorbereitung stationärer Aufenthalte Ansteckungswege reduzieren. Unser Patientenportal VitalHealth erlaubt eine Voranamnese mit Hilfe von Online-Befragungen. Dadurch können COVID-19-Verdachtsfälle vor einem Krankenhausbesuch identifiziert werden. Für das Hygienemanagement im Krankenhaus arbeitet Philips zum Beispiel mit DARVIS zusammen. Das Start-up aus dem Health Innovation Port nutzt künstliche Intelligenz und anonymisierte Echtzeitüberwachung, um Hygienemaßnahmen nachzuverfolgen und auszuwerten. Um diese Vorteile zu vermitteln, bieten wir zusammen mit den technologischen Lösungen ein Kommunikationspaket für Patienten und Zuweiser an.

Die Corona-Krise als Treiber für neue Partnerschaftsmodelle

In der aktuellen Situation zeigt sich der Mehrwert digitaler Lösungen sehr deutlich. Deshalb wird Deutschland durch die Corona-Krise einen starken Digitalisierungsschub erleben. Bereits jetzt haben sich unsere Kundenanfragen im Bereich Teleintensivmedizin vervierfacht und viele Universitätskliniken arbeiten an Konzepten für ein digitales Datenmanagement. Zudem gibt es Überlegungen, den Digitalisierungsgrad von Krankenhäusern und niedergelassenen Ärzten zukünftig in der Vergütung für erbrachte Leistungen zu berücksichtigen. Neben den klassischen Technologiepartnerschaften in der Bildgebung wird es deshalb sehr bald erste attraktive Partnerschaftsmodelle im Patientenmonitoring und bei Digitalisierungslösungen geben. Gerade in diesen Bereichen profitieren Krankenhäuser in der aktuellen Situation von einer langfristigen strategischen Zusammenarbeit mit geteilter Verantwortung und flexiblen Finanzierungsmöglichkeiten.

Telemedizin-Konzepte können dazu beitragen, eine bessere Steuerung von Intensivpatienten in der Region sicherzustellen.

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